Herr Pabst
LEBEN – das große Ganze. Wenn man das Wort mal rückwärts liest, versinkt alles im NEBEL. Aus ARON wird NORA. Transgender Palindrome. WOW bleibt WOW. So wie auch OTTO und ANNA. Sprache kann zaubern. Vor allem, wenn Markus Pabst damit spielt. Ohne ein Wort zu verändern, kann er seine Texte ins komplette Gegenteil verkehren. Er dreht die Satzfolge von hinten nach vorne, setzt Kommas neu. Und schon steht alles Kopf. Das ist saukomisch, verblüffend wortakrobatisch, super schlau.
Markus Pabst bewegt sich in seinem Solo-Debüt spielerisch zwischen Poetryslam, Standup und Chanson. Seine Solo-Show ist eine Hommage an das Wort in einer bildbefluteten Welt. Kluge Unterhaltung, federleicht, bunt, bissig und irgendwie gewaltig. Zu den Wortspielereien gesellen sich scharfe Seitenhiebe auf den Wahnsinn des Alltags. Oder wie heißt das meist gekaufte Toilettenpapier? „Happy End“. Stimmt wirklich, und weil das noch nicht reicht, gibt das auch mit Spekulatius-Duft. Sollten eigentlich neben Glückskeksen nicht auch Depressionskekse in den Regalen liegen? Und verstecken sich in Schlagertexten vielleicht versteckte Botschaften, damit sich ihre Dummheit irgendwie rechtfertigt. Pabst erzählt aus seinem Leben, aus 35 Jahren erlebter Kultur-Geschichte, die er selbst als Regisseur und Autor des zeitgenössischen Varieté-Kunst prägte. Viele Texte und Songs, die er für andere schrieb, trägt er nun selber vor – inklusive fieser Randbemerkungen.
Und natürlich nutzt der Punk-Poet den Papst in seinem Namen, obwohl er mit B geschrieben wird. „Ich trete solange auf, bis das Korrekturprogramm meinen Namen vorschlägt und ich berühmter bin als der Herr in Roma“, sagt er bescheiden. So kommt er dann nach der Pause im Papst Mantel daher. Nutzt die eigene Unfehlbarkeit, predigt vor allem Liebe und singt Lieder, die das Herz zutiefst erreichen. „Denn eigentlich ist’s Leben leicht. Es startet mit ’nem ersten Schrei und irgendwann ist’s vorbei. Ich empfehle: leben, leben, leben“, so heißt die Botschaft seiner Kabarett-Chansons.
Zu seinem 50. Geburtstag (2017) schenkte sich der geniale Varieté-Regisseur, wieder auf der Bühne zu stehen. Seitdem spielte er in über 1.000 Shows in namhaften Varietés wie den GOPs oder dem Wintergarten in Berlin. Seine Soloshow, die im Mai in Berlin Premiere feierte, ist eine Konsequenz aus seiner vergangenen Arbeit. Er sagt: „Über Jahre habe ich Ideen und Texte für andere geschrieben. Doch wenn ich sie selber spreche, kommen sie direkter an. Denn ich weiß am besten, was ich damit wollte.“
Einlass 19 Uhr – Beginn 20 Uhr
Bei schlechtem Wetter im Saal!
VVK 15 €, erm. 12,50 €; AK 20 €, erm. 15 €
Vorverkauf online via YesTicket, lokal in der Tourist-Information (Bierstr. 22)
Wann
Wo
Große Gildewart 6-9, Osnabrück, Niedersachsen, 49074